Die Fahrzeugversuchsanlage Rail Tec Arsenal in Wien
Der neue Klima-Wind-Kanal in Wien-Floridsdorf wurde nach weniger als zwei Jahren Bauzeit Ende 2002 an die Betreibergesellschaft RTA Rail Tec Arsenal übergeben. Foto: © Rail Tec Arsenal
Der Betreiber:
RTA Rail Tec Arsenal
Fahrzeugversuchsanlage GmbH
Paukerwerkstraße 3
AT-1210 Wien
Tel: +43 1 256 80 81
Fax: +43 1 256 80 81-600
Dieser Beitrag entstand mit freundlicher Unterstützung von Herrn Dipl.-Ing. Gabriel Haller, MAS,
Technisch/Wissenschaftlicher Leiter.
Alle Details, sämtliche Neuigkeiten sowie
viele weitere Informationen finden Sie auf der
Wofür steht Rail Tec Arsenal?
Rail Tec Arsenal ist nicht auf Gewinn, sondern auf Kostendeckung ausgerichtet. Als internationales Forschungs- und Testzentrum agiert RTA neutral und unabhängig. Jedem Kunden werden dieselben
Leistungen zu denselben Konditionen angeboten. Ob Straßenbahn oder Autobus, ob LKW oder Hochgeschwindigkeitszug, es wird niemand bevorzugt. Kundendaten und Testergebnisse werden absolut vertraulich
behandelt, selbstverständlich sind auch alle Mitarbeiter zur Geheimhaltung verpflichtet.
Rail Tec Arsenal baut als internationales Kompetenzzentrum im Bereich thermischer Fahrgastkomfort ständig das spezifische Fachwissen aus. Neben der Durchführung von Zertifizierungstests und Versuchen
im Klima-Wind-Kanal bietet RTA auch Beratungsleistungen, Studien und Auftragsentwicklungen in Bereichen wie Fahrzeugklimatisierung und thermischer Komfort an.
Eine gute Auslastung der Anlage ermöglicht es, attraktive Testpreise anzubieten. Die Kundenstruktur ist breit, Bedarfsschwankungen in einzelnen Branchen können daher besser ausgeglichen werden. Neben
den Schienenfahrzeugherstellern und Bahnbetreibern zählen Nutzfahrzeughersteller (LKW und Bus) ebenfalls zum Kerngeschäft. Darüber hinaus testet RTA Seilbahnen, Stromversorgungseinrichtungen,
Signalanlagen, Komponenten aus der Luftfahrtindustrie, Fassadenelemente und alle sonstigen technischen Einrichtungen, die unter extremen Witterungsbedingungen zuverlässig funktionieren müssen.
Die Entstehungsgeschichte der Fahrzeugversuchsanlage im Wiener Arsenal
Seit dem Jahr 1961 wurde in Wien am Gelände des ehemaligen Arsenal eine "wärme- und kältetechnische Versuchsanlage für Eisenbahnfahrzeuge" geführt. Sie entstand aus einer Gemeinschaftsarbeit des
Forschungs- und Versuchsamtes (Office de Recherches et d' Essais, ORE, Utrecht), des Internationalen Eisenbahnverbandes (UIC, Paris) und des Bundesministeriums für Handel und Wiederaufbau. Die
Republik Österreich stellte das benötigte Baugelände zur Verfügung. Es ergab sich damit die günstige Gelegenheit, die neue Fahrzeugversuchsanlage in die schon bestehende Bundesversuchs- und
Forschungsanstalt für Wärme-, Kälte- und Strömungstechnik im Wiener Arsenal einzubeziehen. Zahlreiche europäische Bahnverwaltungen sowie die Republik Österreich erklärten sich zur gemeinsamen
Finanzierung dieser Anlage bereit.
Am 18. September 1958 war der Baubeginn der Fahrzeugversuchsanlage.
Diese bestand aus zwei Kammern, einer Standversuchskammer und einer Fahrversuchskammer.
Am 22. Juni 1961 konnte die Anlage feierlich in Betrieb genommen werden.
In der Erstausstattung konnten in beiden Kammern voneinander unabhängig Temperaturen von - 40° bis + 50°C erzeugt werden. In der Fahrversuchskammer wurden Windgeschwindigkeiten bis 120 km/h bei -
15°C Tieftemperatur erreicht. Nach mehreren Upgrades und einem großen Umbau in den Jahren 1973/74 reichten das Temperaturspektrum von - 50°C bis + 50°C und die simulierbare Fahrgeschwindigkeit durch
Winderzeugung bis 250 km/h.
Foto: © Rail Tec Arsenal
Machbarkeitsstudie zur Bedarfsanalyse
Das absehbare Ende der technischen Nutzungsdauer der Fahrzeugversuchsanlage im Wiener Arsenal erforderte die Auseinandersetzung mit der Frage nach einem Nachfolgeprojekt.
Um die weltweit einmalige Kompetenz für Klimaversuche an Schienenfahrzeugen in Wien zu erhalten, wurde im Jahr 1997 eine Machbarkeitsstudie über Bedarf, Standort und
Finanzierungsmodell eines neuen Klima-Wind-Kanals erstellt.
Alleine die Unterstützung der Studie durch 13 Schienenfahrzeughersteller und durch den Internationalen Eisenbahnverband (UIC) machte das große Interesse der europäischen Schienenfahrzeugindustrie an
einem neuen Klima-Wind-Kanal deutlich. Das Österreichische Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie und das Österreichische Prüf- und Forschungszentrum Arsenal, als Betreiber der
"Altanlage" und Know-how Geber, brachten die Bereitschaft der öffentlichen Hand zur Unterstützung dieses Vorhabens ein.
Die Machbarkeitsstudie ergab den weiterhin bestehenden Bedarf an einem Testzentrum für Klimaversuche. Es zeigte sich, dass zu den Anwendern neben den Schienenfahrzeugherstellern künftig auch vermehrt
Strassenfahrzeughersteller (Nutzfahrzeuge) zu zählen sind. Eine grosse Anlage sollte genügend Kapazität für Klimatests an Eisenbahnen, Bussen und LKWs bieten. In weltweit durchgeführten Befragungen
der Fahrzeughersteller wurden alle relevanten Leistungsmerkmale, Kenngrößen und Funktionen erhoben und so die Anforderungen an einen modernen Klima-Wind-Kanal erfasst.
Public Private Partnership Modell
Aufgrund der hohen Investitionskosten von € 65 Mio. und der langen Refinanzierungsdauer wurde ein Public Private Partnership Modell gewählt.
In einer derartigen Zusammenarbeit zwischen der Öffentlichen Hand und dem privaten Sektor werden die Vorteile beider Seiten vereint. Die Bonität und langfristige Finanzierungsfähigkeit des Staates
und die Flexibilität der Privatwirtschaft in der Unternehmensführung.
Zur Finanzierung des Projektes wurde die in Bundesbesitz befindliche Schieneninfrastrukturfinanzierungs-Gesellschaft m.b.H. (SCHIG) als Public Partner ausgewählt. Über die 1999 gegründete
Tochtergesellschaft Rail Test & Research GmbH (RTR) wurde die Errichtung der Anlage sichergestellt. Die RTA Rail Tec Arsenal Fahrzeugversuchsanlage GmbH (RTA) als Private Partner pachtet den
Klima-Wind-Kanal für 35 Jahre und zeichnet für die internationale Vermarktung und die wirtschaftliche Betriebsführung der Anlage verantwortlich.
Am 1. März 1999 wurde der Projektvertrag zwischen der Errichtergesellschaft Rail Test & Research GmbH und der Betreibergesellschaft Rail Tec Arsenal abgeschlossen.
Die Republik Österreich und die Stadt Wien unterstützten das Projekt mit Eigenkapital und mit langfristigen Darlehen, es gab jedoch keinerlei Fördermittel.
Bau der Anlage durch einen Totalunternehmer
Zu Beginn der Errichtungsphase wurde die Ingenieurgemeinschaft Klima-Wind-Kanal Wien (IGW), bestehend aus JBG Gauff Ingenieure, Dornier SystemConsult und Gauff Rail Engineering zum Bauherrenvertreter
bestellt, um die Projektabwicklung technisch kompetent zu begleiten und zu überwachen.
In einer internationalen funktionalen Ausschreibung wurde im Sommer 2000 die ARGE Klima-Wind-Kanal Wien, bestehend aus den Unternehmen MCE AG, AIOLOS und VA TECH Elin EBG GmbH als
Bestbieter ausgewählt.
Für die Gesamtkoordination des Projektes war die MCE AG zuständig. Das Österreichische Unternehmen errichtete die Gebäudehülle und den Stahlbau. Der Kanadische Windkanalspezialist AIOLOS Engineering
Corporation brachte die Windkanaltechnologie, die Windkanalsteuerung, die Rollenprüfstände und die Solarsimulation ein. VA TECH Elin EBG lieferte die gesamte Elektrotechnik, das Abgassystem, die
Regen-/Schneesimulation und die komplette technische Gebäudeausrüstung.
Nach einer Detailplanungsphase erfolgte am 8. März 2001 der Spatenstich. Die tatsächliche Errichtung der Anlage auf den Paukergründen in Wien, Floridsdorf begann. Bereits fünfzehn
Monate später, im Juni 2002, wurde mit "Wind On" der kleinere der beiden Klima-Wind-Kanäle zum ersten Mal in Betrieb genommen und die abschließende Testphase gestartet.
Ende Dezember 2002 wurde die Anlage nach weniger als zwei Jahren Bauzeit "in time and in budget" fertig gestellt und von der Errichtergesellschaft Rail Test & Research GmbH an
die Rail Tec Arsenal zum Betrieb übergeben.
Anlagenlayout
Der Grundriss der Anlage zeigt deutlich die beiden Klima-Wind-Kanäle und die beiden Vorbereitungshallen.
Design der Klima-Wind-Kanäle
Die beiden Klima-Wind-Kanäle (KWK) sind nach dem Göttinger Prinzip in einem geschlossenen Kreislauf ausgeführt und in der Gesamtanlage parallel zueinander angeordnet und in ihren wesentlichen Elementen baugleich.
Bei jedem der beiden Klima-Wind-Kanäle steht eine Messwarte mit Besprechungsraum für den Kunden zur Verfügung.
Der wesentliche Unterschied zwischen den beiden Kanälen zeigt sich in der Länge ihrer Messstrecken. Beim großen KWK beträgt diese 100 m, genug, um einen Zug aufnehmen zu können, der aus einem
Triebkopf und zwei Waggons besteht. Im kleinen KWK ist die Messstrecke 31 m lang; das reicht für einen Waggon, einen ganzen Lastzug oder einen Bus.
An den kleinen KWK ist direkt eine Vorwärmkammer angeschlossen, die einerseits zur Vortemperierung von Fahrzeugen (Angleichen der Materialtemperaturen) aber auch für die Durchführung von
Klima-Wechseltests (z.B. thermische Simulation des Durchfahrens eines Tunnels im Winter) genutzt werden kann.
Zwei getrennte Vorbereitungshallen bieten über eine eigene Zutrittskontrolle Platz für Aufbau-, Entwicklungs- und Umrüstarbeiten.
Aufbau grosser Klima-Wind-Kanal
Im grossen KWK mit einer Teststreckenlänge von 100 m und einem einstellbaren Temperaturbereich von -50°C bis +60°C beträgt die höchste Windgeschwindigkeit 300 km/h.
Mit dem in der vorderen Teststrecke eingebauten Rollenprüfstand können Brems- und Traktionsversuche an einem Drehgestell eines Schienenfahrzeuges durchgeführt werden. Der Rollenprüfstand besteht aus
zwei Rollenpaaren, wobei ein Rollenpaar angetrieben bzw. gebremst werden kann (Antriebsleistung max. 850 kW), das andere Rollenpaar ist eine freilaufende Achse, deren Achsabstand zum angetriebenen
Rollenpaar verstellbar ist.
Für die Abgase von Verbrennungsmotoren ist eine Abgasanlage mit jeweils zwei Abluftöffnungen im Dach- und Seitenwandbereich im vorderen Drittel der Teststrecke vorhanden. Der Massendurchsatz bei
Nutzung einer Abluftöffnung im Dach- und Seitenwandbereich ist von 0,32 bis 3,2 kg/s bei 200°C einstellbar. Bei Nutzung nur einer Seitenwandabluftöffnung ist ein Massendurchsatz bis zu max. 0,2 kg/s
bei 200°C möglich.
Aufbau kleiner Klima-Wind-Kanal
Im kleinen KWK mit einer Teststreckenlänge von 31 m und einem einstellbaren Temperaturbereich von -50°C bis +60°C beträgt die höchste Windgeschwindigkeit 120 km/h.
Das im mittleren Bereich der Teststrecke eingebaute Dynamometer für Straßenfahrzeuge hat eine Antriebsleistung von 250 kW und eine maximale Bremsleistung von 300 kW.
Durch Klappen am Beginn der Messstrecke kann hier die frontseitige Anströmung des Versuchsobjektes vollständig unterbrochen werden um z.B. einen "Stop and Go" Zyklus mit Türöffnen simulieren zu
können.
Für die Abgase von Verbrennungsmotoren ist eine Abluftöffnung im Dach- sowie Seitenwandbereich in der Mitte der Kammer vorgesehen. Bei gleichzeitiger Nutzung beider Abluftöffnungen ist der
Massendurchsatz von 0,32 kg/s bis 3,2 kg/s bei 200°C einstellbar. Bei Nutzung der Seitenwandabluftöffnung allein ist ein Massendurchsatz bis zu max. 0,7 kg/s bei 600°C möglich (insbesondere für
Straßenfahrzeuge).
Der kleinere der beiden Klima-Wind-Kanäle ist 31 Meter lang und mit einem Dynamometer für Strassenfahrzeuge und einem City Idle System für Stop & Go Verkehr ausgestattet. Foto: © Rail Tec Arsenal
Allgemeine Messdatenerfassung
Die allgemeine Datenerfassung unterteilt sich in die anlagenspezifischen Parameter, die über ein Bus-System vom Leitrechner abgefragt werden, und die mobilen Datenerfassungssysteme, die für den
versuchsspezifischen Messstellenaufbau eingesetzt werden.
Mit den mobilen Datenerfassungssystemen können bis zu 1.000 Messstellen erfasst werden. Die hierfür zum Einsatz kommenden Messmittel reichen von Lufttemperatur-, Oberflächentemperatursensoren,
Luftfeuchtefühler, Niedergeschwindigkeitsanemometer bis hin zu Drucksensoren für Kältemitteldrücke, Weg-, Kraft- und Schwingungsaufnehmer, Strom-, Spannungs- und Leistungswandler etc.
Für die Temperaturmessung kommen vorwiegend PT100 zum Einsatz. Für die PT100 Messung sind spezielle Einschubkarten in den Datenerfassungssystemen vorhanden. Alle anderen Sensoren werden über normale
Spannungseinschubkarten mit einstellbarem Messbereich erfasst.
Das elektrische Signal eines jeden Messfühlers wird in einem zentralen Rechner mit seinen spezifischen Kalibrierkoeffizienten in einen physikalischen Wert umgerechnet und am Server gespeichert.
Diese Messwerte sind online für den einzelnen Kunden jederzeit verfügbar. Die Versuchsauswertung erfolgt entsprechend den Kundenbedürfnissen parallel zur Durchführung der Tests und liegt bei
Abschluss der Versuche vor.
Foto: © Rail Tec Arsenal
Thermographie
Thermographische Untersuchungen werden einerseits zur qualitativen Beurteilung der Wärmedämmung der Wagenkastenkonstruktion eingesetzt und andererseits auch zur Beurteilung und Überprüfung der
Oberflächentemperaturverteilung in der Behaglichkeitszone herangezogen (z.B. Temperatur des Fensterrahmens).
Versuche werden unter kontrollierten Umgebungsbedingungen durchgeführt. Aufnahmen (volle Wagenkastenhöhe) von der Außenseite können wegen der beengten Platzverhältnisse in den Klima-Wind-Kanälen nur
über einen Spiegel gemacht werden. Dabei wird die Außenwand abschnittsweise thermographiert, die Einzelbilder werden dann EDV-gestützt zu je einem Bild pro Wagenwand zusammengesetzt.
Mit Hilfe der Thermokamera können auch Störungen in elektrischen Anlagen, die zur Erwärmung von Bauteilen führen, erkannt werden. Ebenso kann der Verlauf der Erwärmung bzw. Abkühlung verschiedener
Aggregate beobachtet werden (Erstellung von Videosequenzen).
Tröpfchenmessgerät Spraytec
Bei speziellen Messungen mit dem Sprührigg ist ein Nachweis der geforderten Tröpfchengröße und deren Verteilung notwendig. Hierfür steht das System zur Spray- und Aerosolmessung von Malvern, Type
RTS5A2C Spraytec mit IP65, mit einem Messbereich 0,5 µm bis 200 µm, zur Verfügung.
Foto und Videodokumentation
Neben dem Prüfbericht auf Papier werden die Daten und Berichte auch auf CD-ROM weitergegeben. Letztere zeichnen sich durch eine Interaktivität für den Betrachter aus. Im Prüfbericht eingearbeitete
Bilder und Videos können durch Anklicken aktiviert werden.
Speziell bei der Durchführung von Funktionstests ist eine anschauliche Ergebnispräsentation unter Verwendung der jeweils modernsten technischen Hilfsmittel sehr wichtig. Es werden Fotos und Videos
aufgenommen, Diagramme erstellt und Daten visuell analysiert. Photos und Diagramme lassen sich in einen "herkömmlichen" Bericht mehr oder weniger gut integrieren; was jedoch bisher unbefriedigend
war, ist die anschauliche einfache Vermittlung zeitlicher Abläufe, z.B. das Öffnen einer vereisten Einstiegstüre.
Mit den heutigen Möglichkeiten der Computertechnik, wie Digitalisierung von Bildern und Videosequenzen und den Speichermöglichkeiten auf CD-ROM oder DVD gibt es nun auch hierfür die Lösung in Form
einer neuartigen Berichtsform - der interaktive Bericht. Die Möglichkeiten hier neue Maßstäbe zu setzen scheinen grenzenlos. Neben den obigen einfachen Verknüpfungen lassen sich auch sehr
rechenaufwendige Animationen der Ergebnisse mit komplexen Verknüpfungen zu den Messdaten herstellen (z.B. Visualisierung der Temperaturverteilung in einem Versuchsobjekt über eine
Versuchperiode).
Das Gebläse
Das 4,75 MW Gebläse für den 100m langen Klima-Wind-Kanal hat einen Durchmesser von 6,3m.
Mission Statement und Eigentümerstruktur
Rail Tec Arsenal ist ein international tätiges, unabhängiges Forschungs- und Testinstitut für Schienenfahrzeuge, Straßenfahrzeuge, neue Transportsysteme und alle technischen Einrichtungen, die
extremen klimatischen Bedingungen ausgesetzt sind.
Als weltweit anerkannter Know-how-Träger für Klimatests betreibt Rail Tec Arsenal zwei moderne Klima-Wind-Kanäle zur Optimierung des thermischen Komforts in Massenverkehrsmitteln und zur Überprüfung
und Verbesserung der Verfügbarkeit und der Sicherheit von Systemen in sensiblen technischen Bereichen.
Rail Tec Arsenal wurde als Betreibergesellschaft des Klima-Wind-Kanal Wien von den bedeutendsten europäischen Schienenfahrzeugherstellern (Alstom Transport, Bombardier Transportation, Siemens
Transportation Systems, AnsaldoBreda, Firema Trasporti) und von der Österreichischen Forschungs- und Prüfzentrum Arsenal GmbH gegründet.
Gegenstand des Unternehmens ist es, durch den Betrieb des Klima-Wind-Kanal Wien langfristig die notwendigen Einrichtungen und das spezifische Fachwissen zur Durchführung von Klimatests verfügbar zu
halten.
Die zentralen Aufgaben der Rail Tec Arsenal sind die internationale Vermarktung und der kostendeckende Betrieb der Anlage.
Foto: © Rail Tec Arsenal
Leistungsspektrum
Rail Tec Arsenal betreibt den weltweit größten Klima-Wind-Kanal, um Sicherheit, Verfügbarkeit und Komfort von Fahrzeugen und anderen sensiblen technischen Systemen unter extremen klimatischen
Bedingungen zu testen und zu verbessern. Das Dienstleistungsspektrum reicht dabei von Prüfung über Forschung & Entwicklung bis hin zur Beratung.
Neutralität und Qualität
Rail Tec Arsenal ist nicht auf Gewinn ausgerichtet. Als akkreditierte Prüfstelle erbringen wir unsere Leistungen völlig neutral, unabhängig und für alle Kunden zu gleichen Konditionen.
Die staatliche Akkreditierung erfordert die Einhaltung strengster Qualitätsrichtlinien bezüglich der Richtigkeit und Zuverlässigkeit der durchgeführten Prüfungen. Rail Tec Arsenal wird diesen hohen
Anforderungen gerecht, indem sie das Qualitätsmanagementsystem laufend verbessern und die Prüf- und Messeinrichtungen auf höchstem technischen Niveau halten.
Thermischer Komfort
Der thermische Komfort wird im Wesentlichen durch die Lufttemperatur, die Oberflächentemperatur der Umschließungsflächen, die Luftfeuchte und die Strömungsgeschwindigkeit beeinflusst.
Für das thermische Wohlbefinden des Menschen ist das Zusammenspiel dieser Parameter maßgeblich, da der Mensch oft nicht in der Lage ist festzustellen, welche der Einflussgrößen das thermische
Unbehaglichkeitsgefühl auslöst. Durch Berücksichtigung aller Einflussfaktoren ist ein Zustand erreichbar, der von einem möglichst hohen Prozentsatz der in einem Raum befindlichen Personen als
behaglich empfunden wird.
Untersuchungen des thermischen Komforts
Dem Komfort in Schienenfahrzeugen und im Speziellen dem thermischen Komfort kommt im Zuge der notwendigen Attraktivitätssteigerung des öffentlichen Verkehrs eine große Bedeutung zu. Die
Untersuchungs-, Optimierungs- und Entwicklungsarbeiten hinsichtlich des thermischen Komforts in Schienenfahrzeugen werden in der Regel an einem der ersten Fahrzeuge aus einer Serie durchgeführt. Um
gute thermische Verhältnisse in einem Schienenfahrzeug bei allen klimatischen Verhältnissen gewährleisten zu können, sind umfangreiche Untersuchungen in einem Klima-Wind-Kanal erforderlich.
Umweltsimulation
Sowohl Fahrzeuge als auch Einzelkomponenten können speziellen Funktionstests unter verschärften klimatischen Bedingungen unterzogen werden, um neben technischen und sicherheitsrelevanten Parametern
auch die Zuverlässigkeit untersuchen zu können. Eine Unterteilung der Funktionstests kann z.B. nach den geforderten Testbedingungen erfolgen:
Extreme Temperaturen: Tests an mechanischen, elektrischen und elektronischen Bauteilen
Regen: z.B. Dichtheitsuntersuchungen an Fenstern und Türen, Scheibenwischertests
Nasser Schnee: z.B. Kupplungen, Stromabnehmer, Türen, Bremsen
Trockener Schnee: z.B. Untersuchungen bei Luftansaugungen, Übergängen
Eis: Tests aller mechanisch beanspruchten Teile z.B. Stromabnehmer, Türen.
Energieeffizienz
Die Realisierung des thermischen Komforts im Fahrzeug ist mit einem nennenswerten Energieaufwand der Aggregate (Lüftungen, Klimaanlagen etc.) verbunden. Mit steigendem Problembewusstsein der
Bahnbetreiber hinsichtlich des Energieverbrauchs kommt den Untersuchungen der Energieeffizienz der Nebenaggregate im Zusammenhang mit dem thermischen Komfort immer mehr Bedeutung zu.
Funktionstest hinsichtlich Leistungsfähigkeit, Zuverlässigkeit und Sicherheit
Nahezu alle Einzelkomponenten können speziellen Funktionstests unter verschärften klimatischen Bedingungen unterzogen werden, um neben technischen und sicherheitsrelevanten Parametern auch die
Zuverlässigkeit des Schienenfahrzeuges untersuchen zu können.
Aerodynamik
Ein Klima-Wind-Kanal kann natürlich auch für aerodynamische Messungen verwendet werden. Bei diesen Untersuchungen werden Widerstandswerte und Auftriebsbeiwerte mittels Kraftmessungen bestimmt bzw.
Druck- und Strömungsverteilungen um ein Objekt gemessen.
Aerodynamische Untersuchungen
Aerodynamische Messungen werden z.B. an Komponenten wie Stromabnehmer, Scheibenwischer durchgeführt. Aber auch Messungen wie z.B. Seitenwindeffekt, Anströmung Klimagerät (Frischluftansaugung,
Kondensatorabluft) können an Fahrzeugmodellen vorgenommen werden.
Foto: © Rail Tec Arsenal
Schwedischer Regionalzug im Kältetest
September 2002, der für den Schwedischen Betreiber TiB bestimmte Regionalzug Itino von Bombardier im Kältetest. Foto: © Rail Tec Arsenal
Foto: © Rail Tec Arsenal
Projektplanung
Das genaue Erfassen der Anforderungen der RTA-Kunden an die zu planenden Forschungs- und Prüf-Dienstleistungen ist entscheidend für ein befriedigendes Ergebnis der gesamten Untersuchungen.
Durch ein gemeinsam erstelltes, sehr detailliertes Forschungs- oder Versuchskonzept wird von Anfang an sichergestellt, dass die Ergebnisse der Tests einen konkreten Nutzen für die weiteren Arbeiten
der Kunden darstellen.
Die Projektplanung beinhaltet:
- Planung und Entwicklung neuer Mess-, Prüf oder Testverfahren (falls es für das konkrete Projekt erforderlich ist)
- Klärung von Schnittstellen (z.B. Anschlüsse für Energieversorgung, Befestigungsmöglichkeiten in den Teststrecken)
- Versuchsablaufplanung (Abfolge von Versuchen, Ressourcenplanung etc.)
- Detailplanung z.B. Messstellenplan, Zeichnungen für erforderliche Test- und Hilfsaufbauten
Projektabwicklung
Die Projektdurchführung erfolgt in enger Zusammenarbeit mit den Spezialisten des Kunden, da es sich bei den Testobjekten meist um Prototypen oder Erstserienfahrzeugen handelt, die vom Hersteller auch
während der Tests begleitet werden.
Um Erkenntnisse aus den Tests sofort in den weiteren Untersuchungen berücksichtigen zu können ist es wichtig, alle Messergebnisse jederzeit online zu erfassen und auch zu analysieren. Damit ist es
möglich, auch Adaptionen oder Optimierungsvarianten sofort und effizient zu prüfen.
24-Stunden-Betrieb
Da Versuche in einem Klima-Wind-Kanal insbesondere bei großen Versuchsobjekten aufgrund langer Angleich- und Ausregelvorgänge der gewünschten Witterungsbedingungen sehr zeitintensiv sind, werden die
Tests in einem 24 Stunden Betrieb durchgehend an 7 Tage pro Woche durchgeführt. Dadurch wird für den Kunden die effektive Versuchszeit verlängert, da es keine zeitlichen Verzögerungen durch ein
täglich neues Herstellen der erforderlichen Klimazustände gibt.
Aufbereitung der Ergebnisse
Der Projektabschluss umfasst die Aufbereitung, Analyse und Zusammenfassung der Ergebnisse. Da die Versuchsauswertung entsprechend den Kundenbedürfnissen parallel zur Durchführung der Tests erfolgt,
liegt diese bereits bei Abschluss der Versuche vor.
Je nach Aufgabenstellung werden die Ergebnisse noch näher analysiert und in einem Prüfbericht, einem Bericht mit Beschreibung der Versuchserkenntnisse oder in Form eines Gutachtens
zusammengefasst.
Neben den herkömmlichen Berichten auf Papier werden die Daten und Berichte auch auf CD-ROM weitergegeben. Diese elektronische Berichtsform zeichnet sich durch ihre Interaktivität für den Betrachter
aus, da die im Prüfbericht eingearbeiteten Bilder und Videos durch Anklicken aktiviert werden können.
Speziell bei der Durchführung von Funktionstests ist eine anschauliche Ergebnispräsentation unter Verwendung der jeweils modernsten technischen Hilfsmittel unabdingbar. Um die Funktion wesentlicher
Elemente, wie das Öffnen der Türe am vereisten Zug zu dokumentieren, werden Videos aufgenommen. Fotos unterstützen die Aussagekraft von grafisch aufbereiteten Messergebnissen.
CITADIS - eine Strassenbahn im Härtetest
Alstom Transport hat mit der Auslieferung von 60 Straßenbahnen nach Rotterdam begonnen. Vor dem Start der Serienlieferung wurde die in Frankreich gefertigte 100%-Niederflurbahn CITADIS von 31.03. bis 07.04.2003 bei Rail Tec Arsenal dem größten "Klima-Härtetest" unterzogen,der bisher für ein Nahverkehrfahrzeug durchgeführt wurde. Foto: © Rail Tec Arsenal
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Die neuen Doppelstockzüge der Zürcher S-Bahn im Härtetest
Foto: © Rail Tec Arsenal
Die erste Komposition des neuen Doppelstock-Triebzuges (DTZ) wurde am 2. Dezember 2005 im Zürcher Hauptbahnhof erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt.
Regierungsrätin Rita Fuhrer durchschnitt ein breites Abdeckband und hiess mit den Worten «freuen wir uns, die Weichen für die Zukunft zu stellen», den jüngsten S-Bahn-Spross herzlich willkommen. Fuhrer formulierte ihre Wünsche und Anforderungen an das neue Fahrzeug. Benedikt Weibel, Vorsitzender der Geschäftsleitung SBB, pries die Vorteile und den Komfort des neuen Zuges an und freute sich für die Pendlerinnen und Pendler: «Viele beneiden Zürich heute um diese S-Bahn und um das komplette Angebot an öffentlichem Verkehr.»
Nach der Erstpräsentation in Zürich musste der Zug im Testzentrum Rail Tec Arsenal in Wien einen Härtetest in der Klimakammer absolvieren. Danach hat der Zug die Zulassung durch das Bundesamt für Verkehr erhalten. Nach technischen Testfahrten im Thurtal Anfang 2006 wurden die neuen Züge ab Mai 2006 vorübergehend auf der S14 eingesetzt.
Seit Mitte 2006 fahren die neuen S-Bahn Doppelstocktriebzüge (DTZ) RABe 514 im Bereich des Zürcher Verkehrsverbundes (ZVV). Die neuen Triebzüge vereinen bewährte Technik mit modernem Design und hoher Zuverlässigkeit (Laufleistung über 400.000 km).
Nach der reibungslosen und termingerechten Betriebseinführung erfreuen sich die Doppelstocktriebzüge (DTZ) sowohl bei der SBB, dem ZVV und den Bahnkunden hoher Beliebtheit.
Die neuen DTZ bestehen aus
einer 4-teiligen Triebzugeinheit mit geschlossenen Wagenübergängen und sind für den ZVV unterwegs. Maximal 4 DTZ-Kompositionen sind untereinander kuppelbar.
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Auf besonderen Wunsch des Auftraggebers - die SBB - haben die Siemens-Ingenieure technisch die Möglichkeit eines Mischbetriebs mit dem Vorgängermodell Re 450
realisiert.
Die Antriebe befinden sich in den jeweiligen Endwagen. Zur Energieversorgung befindet sich auf den Endwagen je ein Pantograph. Die Ausrüstungen sowohl für Antrieb als auch für das Bordnetz und die
Komfortanlagen verteilen sich weitgehend symmetrisch im Zug. Alle wichtigen Systeme sind mindestens doppelt vorhanden und stellen damit die Redundanz sicher.
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Die neuen Kompositionen ergänzen die bestehenden 115 Doppelstockzüge, die seit 1990 auf dem Netz der Zürcher S-Bahn verkehren. Dank den neuen Doppelstock-Triebzügen können im Rahmen der 3. Teilergänzung bestehende Kapazitätsengpässe der S-Bahn entlastet werden. Foto: © Rail Tec Arsenal
Dank der von aussen zugänglichen Technik und der Unterbringung aller Komponenten in die verfügbaren Einbauräume, ist die Zugänglichkeit für die Instandhaltung gewährleistet und macht die Triebzüge angenehm wartungsfreundlich. Foto: © Rail Tec Arsenal